Teeröfen
Die Teerschwelöfen von Wiethagen, von jeweils 15 bzw. 44 m³ Fassungsvermögen, sind auf Bestreben des damaligen Forstinspektors der Rostocker Heide F. W. Becker errichtet worden.
1837 wurde der Kontrakt zwischen dem Teerschweler Johann Schütt und dem Forstdepartement der Stadt Rostock unterzeichnet. Im Gegensatz zu den bekannten Erdmeilern,die nur Holzkohle produzieren, kann man mit den doppelwandig gemauerten Teeröfen von Wiethagen außerdem Holzteer und bei Nadelholz auch Terpentin gewinnen.
Als Vorläufer der modernen Retortenverkohlung ist das Reaktionsholz von dem Brennholz getrennt. Bei dem chemischen Prozess (Pyrolyse), bei dem die Hauptbestandteile des Holzes (Zellulose, Lignin) durch Hitzeeinwirkung bei Sauerstoffmangel umgewandelt werden, entsteht ein Pyrolysegas (Holzgas). Dieses Gasgemisch liefert in einer bestimmten Phase die für den Prozess erforderliche Energie.
Heute wird noch 4 Mal im Jahr der kleine Teerofen in Betrieb gesetzt, wobei bei 15 m³ Holz als Einsatz bei einem Brand 1,4 bis 1,6 t Holzkohle und 100-150 l reiner Holzteer produziert werden. Der Prozess selbst dauert 6-7 Tage, wobei am Tage und in der Nacht in Abständen von 2 Stunden geheizt werden muss. Nach ungefähr 65 bis 75 Stunden ab 270 °C, beginnt die eigentliche trockene Destillation, die Pyrolyse des Holzes. Zu diesem Zeitpunkt fließt der Teer am heftigsten. Nachdem kein Kondensat mehr fließt, wird der Ofen noch einmal 24 Stunden geheizt, damit der Kohlenstoffgehalt und damit auch die Qualität der Kohle sich erhöht. Nach einer 14-tägigen Phase der Abkühlung kann der Ofen geöffnet und entleert werden.
Die Teeröfen von Wiethagen sind die einzigen intakten Holzverschwelungsanlagen aus historischer Zeit, die in Nordeuropa zu finden sind.